Morbus Dupuytren und Partielle Fascieektomie

(Die schmerzfreie knoten- und strangbildende Bindegewebswucherung der Hand)

Häufige Beschwerden:

  • schmerzfreie Knotenbildung in der Hohlhand
  • durch Bindegewebswucherungen bedingte Missempfindungen der Hand und der Finger
  • im Spätstadium Beugefehlstellung der Finger mit deutlicher Einschränkung der Handfunktion

Operative Methoden:

  • Nadelstichelung zur Strangschwächung und Aufdehnung (Perkutane Fasciotomie)
  • Offene Strangentfernung (Partielle Fasciektomie)

Allgemeine Aspekte

Der uneingeschränkten Handfunktion kommt in unserem alltäglichen Leben eine bedeutende Rolle zu. Aufgrund einer zunehmenden Beugefehlstellung der Finger kommt es beim M. Dupuytren zu einer Einschränkung der Gebrauchsfähigkeit der Hand. Typische Situation: beim Bezahlen fallen die Münzen aus der Hand. Im fortgeschrittenen Stadium kann z.B. im Winter kein Handschuh getragen werden oder der Patient ist in seiner alltäglichen persönlichen Hygiene behindert. Im Endstadium imponieren die „Geigerhand“ oder die „betenden Hände“.

Der Morbus Dupuytren

Der Morbus Dupuytren ist eine in seiner Entstehung bis heute nicht geklärte Erkrankung. Man geht von verschiedenen Ursachen aus. Eine Häufung zeigt sich bei Zwillingen und in der Vererbungslinie von betroffenen Familien, so dass von einer genetischen Komponente auszugehen ist. Es zeigt sich aber auch ein gehäuftes Vorkommen der Erkrankung bei Lebererkrankungen, erhöhtem Alkoholkonsum, sowie bei Diabetes mellitus. Männer sind beim M. Dupuytren häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung hat ihren Höhepunkt zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Unter Nordeuropäern und Angehörigen der weißen Rasse ist die Erkrankung deutlich häufiger anzutreffen. Nur in Ausnahmefällen sind Schwarzafrikaner betroffen.

Behandlungsziel

Wir möchten unseren Patienten zu einer uneingeschränkten Funktion der Hand und der Finger verhelfen.

Ist durch die in der Praxis durchgeführte Untersuchung ein Morbus Dupuytren diagnostiziert worden, raten wir unseren Patienten zu einer stadiengerechten Therapie.

Im Anfangsstadium zeigt sich bei der schmerzlosen Knotenbildung der Hand noch kein operativer Handlungsbedarf. Allerdings gibt es – außer der Vermeidung von Bewegungseinschränkungen durch eigenständige Dehnungsübungen – keine nicht operative Möglichkeit, die das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten vermag. Das zeitliche Voranschreiten der Erkrankung kann nicht vorausgesagt werden. Der beste Zeitpunkt zur operativen Therapie besteht in der Phase der Bewegungseinschränkung des Grundgelenkes der Finger. Ist es jedoch bereits zu einer zunehmenden Beugefehlstellung des Mittelgelenkes der Finger gekommen, ist durch das „Schrumpfen der Haut“ am Finger mit vermehrten Wundheilungsstörungen im postoperativen Verlauf zu rechnen. Es kommt zum Zusammenziehen von den fingerversorgenden Blutgefäßen und Nerven, sodass es nach der Operation zu kribbelnden Missempfindungen und Durchblutungsstörungen bis zu einem halben Jahr nach der Operation kommen kann.

Operationsmethoden

In unserer Praxis bevorzugen wir das auf die jeweilige Ausprägung der Strangbildung abgestimmte Vorgehen.

Im fortgeschrittenen Stadium wird meist durch eine Nadelstichelung durch die Haut (Fasciotomie) eine Streckung des Fingers erreicht. Bei diesem Verfahren wird der Bindegewebsstrang durch eine Nadelstichelung solange geschwächt, bis ein Aufdehnen der Beugefehlstellung erreicht wird. Hierdurch kommt es zu einer Verbesserung der Fingerbeweglichkeit. Ideal ist dieses Verfahren zur Vorbereitung für eine offene Strangentfernung, da hierbei die Risiken einer postoperativen Komplikation deutlich gemindert wird. Die Nadelstichelung führt jedoch nicht zu einer Heilung, sie unterbricht lediglich die Strangbildung für eine gewisse Zeit. Diese Methode ist aber nur bei isolierter Strangbildung in der Hohlhand möglich. Bei Strängen, die bis zum Grund- und Mittelglied reichen, ist dieses Verfahren nicht durchführbar, da hier die Verletzung der Beugesehnen und Gefäß-/Nervenbündel zu groß ist.

Im mittleren Stadium ist eine offene Strangentfernung meist gut möglich. Um eine sichere Schonung der Gefäße und Nerven zu erreichen, werden alle Eingriffe in Blutleere des Armes und unter Lupenbrillenvergrößerung durchgeführt (handchirurgischer Standard).

Kommt es bei fortgeschrittenen Stadien zu Wundheilungsstörungen und Hautdefekten, stehen dem Handchirurgen mehrere plastische Operationsmöglichkeiten zur Deckung der Defekte zur Verfügung.

Nachbehandlung

Operierte Patienten können unsere Praxis bereits wenige Stunden nach dem Eingriff verlassen. Am Operationstag ist das Hochlagern der operierten Hand sehr wichtig um ein operationsbedingtes Anschwellen der Hand zu vermeiden.

Am Tag nach der Operation wird ein erster Verbandswechsel durchgeführt. Der Operateur erläutert den Verlauf des Eingriffs sowie die erhobenen Befunde und die durchgeführten Maßnahmen. Der weitere Behandlungsablauf wird dem Patienten ausführlich erklärt.

Medikamente

  • Voltaren bzw. Diclofenac (für zunächst 3-4 Tage): 2 mal 1 Tablette
  • Novalgin Tropfen bei Bedarf 4 x 30°
  • Tramal bei Bedarf (nur bei starken Schmerzen): bis zu 4 mal pro Tag.

Bewegung und Eigenständige Übungen:

Übungen können und sollen gleich ab dem ersten postoperativen Tag durchgeführt werden. Der Patient ist angehalten, 1x pro Stunde die Hand bzw. die Finger 10x zu öffnen und zu schließen. Dadurch wird eine erneute Verklebung des Sehnenhüllgewebes der Beugesehnen vermieden. Eine physiotherapeutische Nachbehandlung ist in der Regel nicht erforderlich.

Duschen

Nach sicherem Abheilen der Operationswunden und nach Rücksprache mit dem Operateur darf die Hand kurz gewaschen bzw. geduscht werden. Ein Aufweichen der Operationswunde ist unbedingt zu vermeiden. Längerer Wasserkontakt beim Baden oder Geschirrspülen ist erst nach 14 – 16 Tagen sicher möglich.

Narbenpflege

Nach dem Fadenzug am 12. bis 14. postoperativen Tag beginnt die Wund- bzw. Narbenpflege.

Diese sollte nach Anleitung 2 mal am Tag durchgeführt werden. Hierzu empfiehlt es sich, eine schnell einziehende Fettsalbe, wie z.B. Ringelblumensalbe zu verwenden.

Da sich die Narbenbildung über ein halbes Jahr hinzieht, ist eine konsequente Narbenpflege erforderlich. Nach etwa 3 Monaten erreicht die Verhärtung der Narbe ihren Höhepunkt. Bei ausgesprochen starker Narbenbildung kann unterstützend ein Silikongel oder ein Silikonhandschuh verwendet werden.

Häufige Patientenfragen:

Muss eine Strang- und Knotenbildung an der Hand grundsätzlich sofort operiert werden?

Nein. Es handelt sich bei der offenen Strangentfernung (Fascieektomie) um ein planbares Verfahren. Der Eingriff kann in Abstimmung mit dem familiären Umfeld und dem Arbeitgeber terminiert werden.

In jedem Fall klären wir in Kooperation mit Ihrem Hausarzt und dem Anästhesisten die Narkosefähigkeit ab.

Wie lang wird meine offene Strangentfernung dauern?

Das ist im Vorfeld einer Operation natürlich immer schwer zu beantworten. Unsere regelmäßig erhobenen Statistiken weisen eine durchschnittliche Operationszeit von 45 bis 120 Minuten aus. Diese hängt natürlich wesentlich von der Ausprägung der Strangbildung, der Anzahl der betroffenen Finger und von der Beugefehlstellung der Finger ab.

Muss ich mit Komplikationen unter der Operation oder in der Nachbehandlung rechnen?

Bei jedem operativen Eingriff besteht grundsätzlich das Risiko einer Infektion oder Wundheilungsstörung, über das unsere Ärzte jeden Patienten im Vorfeld aufklären.